Eine Bettwanzen-Plage versetzte Frankreich im Oktober in Panik. Laut Europaminister Jean-Noël Barrot war sie in sozialen Netzwerken künstlich aufgeblasen worden.
EPA/TERESA SUAREZ

Desinformazija ist ein ehrwürdiger Bestandteil des sowjetischen/russischen Kampfes gegen den "dekadenten Westen". Schon Lenin ist es 1917 gelungen, einen bolschewistischen Putsch gegen eine gewählte (sozialdemokratische) Regierung in eine "glorreiche Oktoberrevolution" umzudefinieren.

In Sankt Petersburg gibt es eine ganze Trollfabrik, die mit Millionen von Bots und Posts in den sozialen Medien weltweit haarsträubenden antiwestlichen Unsinn verbreitet. Und zwar erfolgreich. Zuletzt ist herausgekommen, dass die angebliche Bettwanzenseuche, die sich in Paris verbreitet haben soll, eine Erfindung der russischen Desinformazija war. Aber auch viele Verwirrungsmeldungen zur Gesundheit der britischen Prinzessin Kate haben einen russischen Hintergrund. Ganz zu schweigen von seinerzeitigen Brexit-Meldungen. Und natürlich ist Putin der oberste Desinformazija-Boss, wenn er die Ukraine für den jihadistischen Anschlag verantwortlich macht.

Den Bettwanzen zum Trotz ist das eigentlich gar nicht lustig. Auch die als solche erkennbare absurdeste Desinformazija erfüllt einen Zweck: Verwirrung in den Köpfen, vor allem den schlichteren, zu erzeugen, Unsicherheit zu verbreiten. Als "Nichts ist wahr, und alles ist möglich" hat ein britischer Journalist russischer Abstammung in einem Buch mit diesem Titel die Methode bezeichnet: so lange bösartigen Unsinn verbreiten, bis keiner mehr weiß, was Fakt ist. (Hans Rauscher, 27.3.2024)