Der Schnaps
Der Schnaps "Berliner*innen Luft" wird auch als "Gender-Schnaps" beschrieben.
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Am Dienstag wurde das sogenannte Gendern-Verbot für Bayern fixiert. "Für Bayern kann ich sagen: Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben", sprach Ministerpräsident Markus Söder (CDU) sein Machtwort im Dezember des vergangenen Jahres hinsichtlich der vieldiskutierten geschlechtergerechten Sprache. Nun beschloss das Kabinett in einer Sitzung, Sonderzeichen im Sinne einer geschlechtergerechten Sprache zu untersagen. Konkret gilt das Verbot für Behörden, Schulen und Hochschulen und wird in der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern (AGO) festgelegt.

Eine Debatte mit Bart

Über die Forderung, die Geschlechter gleichermaßen sprachlich zu berücksichtigen, kann man trefflich streiten – das wird auch seit Jahrzehnten getan. Sowohl darüber, ob dies überhaupt nötig sei, und wenn ja, welche Form am besten und verständlichsten sei. Viele finden Schüler:innen inzwischen praktischer als Schülerinnen und Schüler, andere bemängeln, dass nach dem Binnen-I zu rasch und zu viele andere Sonderzeichen hinzukamen und dass das für die Akzeptanz der Lösung mit Sonderzeichen nicht gerade geholfen habe. Wiederum andere finden überhaupt, das generische Maskulinum reiche völlig, bei den Schülern seien die Schülerinnen mitgemeint. Dass es umgekehrt ein riesiges Drama wäre, wenn irgendwo "der Einfachheit halber" ein generisches Femininum verankert würde, ist allerdings auch sehr wahrscheinlich.

In Bayern ist jetzt jedenfalls Schluss mit Sonderzeichen, teilweise zumindest. Und dafür wurden ziemlich fadenscheinige Argumentationen ausgepackt. Staatskanzleichef Markus Herrmann (CSU) nennt sie "ideologisch geprägte Sprache". Sonderzeichen, mit denen man festhalten will, dass es mehr als das männliche Geschlecht gibt, sind also „ideologisch“.

Versuchen wir den Umkehrschluss: Wenn also jemand bewusst nicht gendert – ist das dann völlig neutral und hat nicht im Geringsten mit einer Überzeugung tun? Mitnichten. Auch die Einstellung, das generische Maskulinum müsse auch für die Sichtbarkeit von Frauen ausreichen, ist Ideologie.

Gegendert wird immer

Dass sich "Gendern" überhaupt als Begriff für geschlechtergerechte Sprache durchgesetzt hat, zeigt, wie gut dieser Ideologie-Unsinn bisher funktioniert hat. Denn auch ein durchwegs im generischen Maskulinum formulierter Text ist ein "gegenderter" Text, halt einer, der nur ein Geschlecht benennt.

"Man kann nicht nicht gendern", brachte es der Moraltheologe Gerhard Marschütz kürzlich in einem Interview in der "Taz" auf den Punkt. Denn es gebe immer ein bestimmtes Verständnis von Geschlecht, das man in der Sprache einbringt.

Sprachpolitik ist ein Teil von Gesellschaftspolitik und ein Prozess. Diesen kann man beschneiden oder nicht. Bayern hat Ersteres getan, neben den bisher genannten seltsamen Begründungen auch mit dem Argument der scheinbar besseren "Verständlichkeit". Dahingehend ist noch eine Aussage Herrmanns interessant: Mit dem Verbot wolle man "Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offen halten". Verständlich? Oder doch eher: Häh? (Beate Hausbichler, 23.3.2024)