Waldweg mit Warnschild
Ab fünf Grad Celsius sind die Zecken aktiv – also auch jetzt schon. Deshalb sollte man nach jedem Aufenthalt in Wald und Wiese den Körper systematisch nach dem Getier absuchen.
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Bei einer Außentemperatur ab fünf Grad Celsius kommt Bewegung in die Welt der Parasiten. Diese Temperaturen reichen nämlich schon, damit die Zecken aktiv werden. Bereits im Februar kam es zu einem ersten Fall von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die die Blutsauger übertragen können, berichtete Jörg Weber, Neuro-Intensivmediziner am LKH Klagenfurt, im Zuge einer Presseveranstaltung. Dabei gibt es eine wirksame Impfung gegen diese Infektion.

104 Personen mussten vergangenes Jahr aufgrund von FSME ins Krankenhaus. Diese Zahl ist im Vergleich zu anderen Jahren eher niedrig. Aber: Fast zwei Drittel (63,5 Prozent bzw. 66 Personen) litten unter schweren neurologischen Symptomen, wie Zahlen des Zentrums für Virologie der Med-Uni Wien zeigen. "In etwa so hoch war auch der Anteil der Infizierten über 50 Jahre", berichtet Bernhard Haas vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der steirischen Kages. Das sei deshalb relevant, weil es zeige, dass "Impfabstände nicht gut eingehalten wurden", erläutert der Experte die Fallzahlen des "mittelschweren Jahres". 2022 wurden 179 FSME-Fälle berichtet, 2020 waren es dagegen 216.

Unklare Prognose für 2024

Ältere Patienten haben dabei grundsätzlich ein höheres Risiko, einen schweren Verlauf mit möglichen Dauerfolgen zu erleiden, weil sie oft bereits von anderen Krankheiten vorbelastet sind.

Dabei kann man FSME leicht verhindern. Es gibt eine extrem wirksame Impfung, die vor Infektion schützt. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, für Kinder gibt es einen eigenen Impfstoff. Die erste Auffrischung sollte drei Jahre nach der Grundimmunisierung erfolgen. Die weiteren Auffrischungsimpfungen kommen dann bis 60 alle fünf Jahre, über 60 alle drei Jahre – weil ab diesem Alter die Leistung des Immunsystems abnimmt.

'Wie intensiv die Zeckenaktivität 2024 wird, könne man allerdings nicht sagen, merkt Georg Duscher von der Abteilung Tiergesundheit in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) an. Das habe ohnehin nur bedingt Aussagekraft hinsichtlich der zu erwartenden FSME-Fälle, da viele Tiere gar keine Virusträger sind – deren Anteil liegt im Promillebereich. Sie sind auch wie eine Art Fleckerlteppich über Österreich verteilt, die Gefahr ist also nicht überall gleich groß.

Häufige Borreliose

Überall in Österreich gleichermaßen präsent sind dagegen die Borrelien, Bakterien, die die Zecke als Wirt nutzen. Bei einem Stich gelangen sie über den Speichel der Zecke in die Blutbahn und können dort eine Infektion, die Borreliose, auslösen. Diese macht sich meist mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen bemerkbar: Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schweißausbrüche, Magen-Darm-Beschwerden oder geschwollene Lymphknoten. Bleibt so ein Stich unentdeckt oder bleiben die Symptome unbehandelt, kann sich die Infektion im Bereich der Nerven oder auch in den Gelenken festsetzen.

Erstes typisches Anzeichen für so eine Infektion ist die sogenannte Wanderröte, das Erythema migrans. Diese Rötung taucht üblicherweise sieben bis zehn Tage nach dem Stich rund um die betroffene Stelle auf und breitet sich kreisförmig aus. Im Verlauf wird sie oft in der Mitte blasser und zu einer Art Ring. 20 bis 30 Prozent aller Zecken tragen das Bakterium in sich – die Infektionsgefahr ist also ziemlich groß.

Findet man den Parasit rasch und kann ihn innerhalb der ersten zwölf Stunden fachgerecht entfernen, hat man eine gute Chance, dass die Erreger noch nicht ins Blut gelangt sind. Sollte das doch der Fall sein, hilft nur eine dreiwöchige Antibiotika-Kur, jedes Mal. Eine vorhergegangene Infektion schützt nicht, man entwickelt keine Immunität. An einer Impfung wird derzeit intensiv geforscht. Wann sie auf den Markt kommen könnte, ist allerdings noch nicht bekannt.

Gemeiner Holzbock immer früher

Immer noch ist übrigens der gemeine Holzbock die am weitesten verbreitete Zeckenart in Zentraleuropa, insgesamt gibt es 18 heimische Arten. Sie leben vorwiegend im Gras oder auf Sträuchern und erwischen einen, wenn man sie im Vorbeigehen abstreift. "Von den Bäumen fallen sie nicht, wie es oft erzählt wird, das ist ein Märchen", betont Mikrobiologe Haas.

Es gibt aber auch noch andere Zeckenarten, neuester "Star" ist die tropische Riesenzecke (Hyalomma sp.). Sie wurde bereits öfter in Österreich gesichtet, durch milde Winter und den Klimawandel könnte sie dauerhaft hierzulande heimisch werden. Ins Land kommen die Tiere mit Zugvögeln und "landen" bevorzugt auf Pferden, 70 Prozent dieser gemeldeten Zecken wurde auf diesen Wirten gefunden.

Sie sind vor allem deshalb ein Thema, weil Riesenzecken, anders als heimische Arten, den Wirt aktiv aufsuchen, regelrecht verfolgen. "Und sie können Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren tragen", weiß Intensivmediziner Weber. Bis jetzt ist dieses Virus in Österreich aber nicht nachgewiesen worden. Die Ages erforscht die Verbreitung der Riesenzecke und bittet um Zusendungen von Bildmaterial an zecken@ages.at. Aktuell arbeite die Ages aber auch an einer Option, Zecken einzuschicken.

Fachgerecht entfernen

Was tut man nun, wenn man eine Zecke auf sich findet? Man ist hoffentlich geimpft, denn gegen FSME gibt es keinen anderen Schutz. Gegen die Borrelien kann, wie gesagt, Schnelligkeit helfen. Deshalb sollte man nach jedem längeren Aufenthalt in Wald oder Wiese den Körper systematisch nach Zecken abzusuchen. Frisch nach dem Stich sind sie oft so klein, dass man sie leicht übersieht. Die Zecke sitzt übrigens nicht immer dort, wo man mit Gräsern oder Bäumen in Berührung gekommen ist. Sie wandert oft auf der Hautoberfläche und setzt sich besonders gern im Bauch- und Brustbereich, in Kniekehlen, an Hals und Kopf, hinter den Ohren sowie im Schritt oder im Bauchnabel fest.

Zur fachgerechten Entfernung hat man idealerweise eine spezielle Pinzette aus der Apotheke, mit der man den Körper direkt an der Haut greift. Dann zieht man den Parasiten langsam und kontrolliert heraus, ohne ihn zu drehen oder zu wackeln. Anschließend wird die Stelle desinfiziert. Auf alte Hausmittel wie das Beträufeln mit Öl, Klebstoff oder Benzin sollte man dabei unbedingt verzichten. Das führt nur dazu, dass sich die Zecke in die Stichstelle hinein erbricht und sich die Gefahr einer Krankheitsübertragung erhöht. (APA, kru, 13.3.2024)