Vielen Frauen sind Angebote, wo sie über Nacht oder auch für länger hin könnten, oft nicht bekannt.
Vielen Frauen sind Angebote, wo sie über Nacht oder auch für länger hin könnten, oft nicht bekannt.
APA/ALBERT WAAIJENBERG

Wien - Mehr als 4.000 Frauen haben 2022 ein Angebot der Wiener Wohnungslosenhilfe genutzt. Oft kommen Klientinnen dabei auch aus finanziellen Abhängigkeitsverhältnissen oder aus Gewaltbeziehungen, sagt Anita Moser, Leiterin des Haus Miriam der Caritas in Wien-Währing zur APA. "Das geht oft jahrelang, bis sich die Frauen an uns wenden", sagt Moser. "Frauen halten da leider viel zu lange durch."

Moser appellierte darum im Vorfeld des Weltfrauentages am kommenden Freitag an betroffene Frauen: "Wir möchten sie ermutigen, sich lieber früher als später an Hilfseinrichtungen der Wohnungslosenhilfe zu wenden." Nachsatz: "Auch weil es oft leichter ist, zu helfen, wenn der Berg an Problemen noch nicht so groß ist", sagt die Leiterin der Einrichtung.

In der Einrichtung in Wien-Währing bekommen wohnungslose Frauen ein Dach über dem Kopf. "Grundsätzlich so lange sie wollen", so Moser. Dennoch sei das Ziel, die Frauen möglichst schnell wieder in ein selbstständiges Leben - inklusive Job und eigener Wohnung - zu begleiten.

Unsichere Wohnverhältnisse

Rund 20.000 Menschen sind laut Caritas in Österreich obdach- oder wohnungslos. Davon leben rund 60 Prozent in Wien. In der Bundeshauptstadt haben im Jahr 2022 dem Fond Soziales Wien (FSW) zufolge 12.370 Menschen ein Angebot der Wiener Wohnungslosenhilfe genutzt. Rund ein Drittel davon ist weiblich. Konkrete Zahlen für das vergangene Jahr werden durch den FSW noch heuer bekanntgegeben.

Gerade Frauen lebten jedoch sehr oft in verdeckter Wohnungslosigkeit, betonen Caritas und FSW. Damit sind provisorische oder unsichere Wohnverhältnisse bei Bekannten, Verwandten oder im Elternhaus - jedoch auch bei Zweckpartnern oder Zufallsbekanntschaften gemeint. "Das geht meist mit psychischen oder finanziellen Abhängigkeitsverhältnissen mit allen Facetten wie Gewalt, Alkohol- oder Drogenmissbrauch einher", sagt Moser. Oft seien auch psychische Erkrankungen erschwerend für die Frauen. "Die verdeckte Wohnungslosigkeit ist bei Frauen größer als bei Männern." Mit ein Grund dafür sei auch die Scham, ein Angebot der Wohnungslosenhilfe anzunehmen. Die Dunkelziffer wird dementsprechend hoch geschätzt, heißt es von der Caritas.

Neue Perspektiven

Das bestätigt auch die Wiener Wohnungslosenhilfe. "Darum setzen wir in der Wiener Wohnungslosenhilfe mit gezielten Angeboten bei Frauen an", sagt Martina Plohovits, Leiterin des Fachbereichs Betreutes Wohnen im FSW. Plohovits verweist hier unter anderem auf das Tageszentrum Obdach Ester, das 365 Tage im Jahr für Frauen geöffnet ist sowie den sogenannten "Chancenhäusern", wo ab dem ersten Tag an Perspektiven gearbeitet werde. Zudem stehe man in engem Austausch mit den Wiener Frauenhäusern. "Dabei geht es vor allem um Unterstützung der Wohnungslosenhilfe nach einem Aufenthalt in einem Frauenhaus."

Frauen, die bereits Opfer von Gewalt wurden und deswegen im Haus Miriam Schutz suchen, werde die Entscheidung, eine Anzeige zu erstatten, selbst überlassen, sagt Moser. "Wir informieren und regen an, aber im Endeffekt entscheiden die Klientinnen." Oft seien den Frauen die Angebote jedoch auch schlicht nicht bekannt, glaubt Plohovits. Der FSW arbeite darum daran, die Angebote noch besser an die betroffenen Frauen zu vermitteln. (APA, 4.3.2024)