Franziska Weber und Paul Dittmann studieren Architektur in Wien und wohnen – wie so viele in ihrer Generation – befristet zur Miete. Mit einer Fotoserie unter dem Titel "Wie wir wohnen" haben sie unlängst eine Foto-Challenge des Architekturzentrums Wien gewonnen.

"Für den STANDARD habe ich natürlich ein bisschen aufgeräumt, aber eben nur ein bisschen. Ich studiere Architektur, und da das Studium so viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt, bleibt der Haushalt auch gerne mal liegen. Daher freut es uns umso mehr, dass wir mit unserer Fotoserie zum Thema Wie wir wohnen an einer Challenge des Architekturzentrums Wien (AzW) teilgenommen – und auch gewonnen – haben. Wir haben in unserer Instagram-Fotoserie dargestellt, wie die heute studierende Generation wohnt. Und das schaut in unserem Fall genau so aus.

Franziska Weber und Paul Dittmann in der Wohnung in der Hollandstraße.
Franziska Weber und Paul Dittmann wohnen gerne in Wien: "Kein Vergleich mit München oder Berlin!"
Lisi Specht

Ich bin Franziska, und ich wohne hier gemeinsam mit meiner lieben Freundin Maria, die eine Ausbildung zur angewandten Modedesignerin gemacht hat und nun Umwelt- und Ressourcenmanagement studiert. Wie so viele Leute in dieser Generation ist unsere Wohnsituation befristet. Wir sind hier vor zwei Jahren eingezogen, nächstes Jahr läuft unser Mietvertrag aus. So ähnlich ist die Situation bei Paul, meinem Freund mit dem Grinser und der Wollmütze am Kopf. Er wohnt mit seiner Mitbewohnerin am Brunnenmarkt, auch dieses Mietverhältnis ist befristet. Für die Fotoserie haben wir in vier Mietwohnungen fotografiert, alle vier haben ein befristetes Mietverhältnis. Wir kennen es auch gar nicht anders, denn in der Welt von uns Gleichaltrigen ist die Situation – bis auf wenige privilegierte Fälle – immer die gleiche.

Franziska Webers Wohnung liegt in der Hollandstraße.
Die Wohnung in der Hollandstraße hat "tollen Altbau-Charme", sagen Franziska Weber und Paul Dittmann.
Lisi Specht

Die Folgen daraus sind sehr evident: Sobald man weiß, dass man an einem Ort nur drei Jahre lang verbleiben kann, kommt man eigentlich nie wirklich zu Hause an. Alles ist vorübergehend und improvisiert, man scheut davor zurück, auszumalen oder sonst wie Geld zu investieren. Aus diesem Grund beispielsweise haben wir am Badezimmer nichts verändert. Im Grunde handelt es sich dabei weniger um ein Zimmer als um einen kleinen, mit Spanholzwand und Duschvorhang abgetrennten Bereich der Küche – dahinter gibt es ein Waschbecken und eine Duschkabine.

Das Bad ist eigentlich nur ein abgetrennter Bereich der Küche.
Das Bad ist eigentlich nur ein abgetrennter Bereich der Küche.
Lisi Specht

Mein Freund Paul sagt immer, dass er das Gefühl hat, dass es sich für viele Vermieter wohl auch gar nicht lohnt, ihre Häuser und Wohnungen zu sanieren, weil sich Studierende sanierte, hochwertige Wohnungen sowieso nicht leisten können. Gleichzeitig muss man so ehrlich sein und sagen, dass sich die junge Generation für das Wohnen auch gar nicht interessiert. Schade eigentlich! Gerade aus internationaler Perspektive ist Wien sehr attraktiv, viele Studierende kommen gerade deswegen hierher, weil man hier schön, sicher und immer noch verhältnismäßig günstig wohnen kann. Kein Vergleich mit München oder Berlin! Ich wohne wirklich gerne hier!

Die Kommode ist ein Secondhandmöbel aus dem Internet.
Die Kommode ist ein Secondhandmöbel aus dem Internet.
Lisi Specht

Die Wohnung hat 70 Quadratmeter, tollen Altbau-Charme und liegt in der Hollandstraße. In wenigen Minuten sind wir in der Innenstadt, und zum Augarten ist es auch nicht weit. Was die Möbel betrifft: Alles ist irgendwie passiert. Bett, Spiegel und Drehstuhl habe ich von zu Hause mitgenommen, die Kommode ist ein klassisches Secondhandmöbel aus dem Internet, den Plattenspieler haben mir meine Eltern zum 18. Geburtstag geschenkt, und die großen Juergen-Teller-Plakate an der Wand habe ich bei einem Abverkauf in der Kunsthalle ergattert. Ein toller Modefotograf! Nicht zuletzt ist mein Zimmer natürlich voll mit Architekturmodellen.

Lisi Specht

Mit den schönen Wohnungen, die man in den STANDARD-Wohngesprächen immer sieht, ist unsere Wohnsituation natürlich nicht vergleichbar. Wir wohnen günstig, gebastelt und irgendwie improvisiert. Aber ich schaue mir die Wohngespräche wahnsinnig gerne an, denn viele davon sind eine ästhetische und wohnkulturelle Inspiration.

Mein persönlicher Wohntraum? Ich würde sagen, ich wünsche mir ein Wohnen in einer kollektiven, lebendigen, gebäudeübergreifenden Nachbarschaft mit gemeinsamem Gärtnern und Bohrmaschinen-Ausborgen. Also alles, was so schön utopisch klingt – und doch machbar ist." (PROTOKOLL: Wojciech Czaja, 8.1.2024)