Notarzt
Bei einem Schlaganfall muss es schnell gehen. Es geht aber nicht immer schnell genug.
APA/BARBARA GINDL

Graz/Wien/Innsbruck – Rund 20.000 Menschen erleiden in Österreich jedes Jahr einen Schlaganfall. In der Akutbehandlung zählt buchstäblich jede Minute. Eine Studie des österreichischen Stroke-Unit-Registers belegt jetzt, dass bei bestimmten schweren Schlaganfällen der Erfolg der modernsten Therapie auch von der Tageszeit abhängig ist. Während der Kernarbeitszeit von Kliniken ist das Ergebnis besser. Grund dafür ist, dass an den Tagesrandzeiten mehr Zeit bis zur Behandlung vergeht. Das Ziel einer optimalen Behandlung beim ischämischen Schlaganfall mit einem Gerinnsel ist die Wiederherstellung des Blutflusses im betroffenen Gefäß im Gehirn. Dafür steht ein enges Zeitfenster zur Verfügung, weil es sonst schnell zur bleibenden Schädigung des betroffenen Gehirnareals kommt.

Die Fachleute analysierten die Daten aller in Österreich zwischen 2016 und 2020 per Katheterintervention behandelten Patientinnen und Patienten mit ischämischen Schlaganfällen. Unterschieden wurde nach dem Zeitpunkt des Beginns der Behandlung (Punktion einer Leistenarterie zur Katheterintervention) zur Kernarbeitszeit von österreichischen Krankenhäusern zwischen 8 Uhr und 14 Uhr, von 14 Uhr bis 22 Uhr und während der Nachtstunden (22 Uhr bis 8 Uhr früh). Untersucht wurde die Häufigkeit eines guten Behandlungserfolgs (keine verbleibenden Symptome bis leichte Beeinträchtigung; auf der sechsteiligen modifizierten Rankin-Skala Werte 0 bis 2) drei Monate nach dem Schlaganfall sowie andere Parameter.

Signifikante statistische Unterschiede

Analysiert wurden 2.916 Patienten (mittleres Alter 74 Jahre, 50,7 Prozent Frauen), die eine Katheterintervention bekamen. Insgesamt zeigte sich, dass Patienten, welche mit Verdacht auf einen Schlaganfall zur Kernarbeitszeit ins Krankenhaus kamen, später häufiger von besseren Behandlungsergebnissen profitierten. "Patienten, die während der Kernarbeitszeit behandelt wurden, wiesen öfter ein gutes Behandlungsergebnis auf (42,6 Prozent) im Vergleich zu Nachmittag/Abend (36,1 Prozent) oder in der Nacht (35,8 Prozent)", schrieben die Autoren der Studie. Die Unterschiede waren statistisch signifikant und zeigten sich auch bei anderen Parametern.

Ein Hauptgrund für die schlechteren Behandlungsergebnisse außerhalb der Kernarbeitszeiten: Bei den Patienten, die am Nachmittag/Abend oder in der Nacht mit Verdacht auf einen Schlaganfall ins Krankenhaus aufgenommen wurden, dauerte es länger bis zum Beginn der Katheterintervention.

Im Fall des Falles muss es aber schnell gehen. Zunächst sollte bei einem Schlaganfallverdacht sofort der Notarzt alarmiert werden. Dann erfolgt der möglichst schnelle Transport in ein Spital mit Stroke-Unit. Sofort sollte dort der Verdacht per Computertomografie und Laboruntersuchungen abgeklärt werden, um dann die Akuttherapie zu starten. Deshalb sind die Ergebnisse der neuen Studie laut den Autoren auch für eine allfällige Optimierung der Abläufe in Österreich und in anderen Ländern mit ähnlichen Voraussetzungen relevant.

Verschiedene Therapieansätze

Die primäre ursächliche Therapiemöglichkeit bei einem durch ein Blutgerinnsel ausgelösten Schlaganfall war und ist die Auflösung des Thrombus durch die Infusion des Biotech-Medikaments rtPA. Bei bestimmten großen ischämischen Schlaganfällen – und auch wenn diese Behandlung nicht erfolgreich ist – wird seit einigen Jahren versucht, den Thrombus durch einen über die Leistenarterie ins Gehirn eingeführten Katheter mechanisch zu entfernen. Dafür sind rund um die Uhr besetzte Stroke-Units mit den entsprechenden Einrichtungen für die interventionelle Neurologie (endovaskuläre Therapie, EVT) erforderlich. In Österreich besteht seit langem eine flächendeckende Versorgung mit spezialisierten Stroke-Units. Die neurologischen Katheterlabore kamen schließlich hinzu. (APA, red, 2.1.2024)