Gedesag-Vorständin Doris Molnar ist in ihre Singlewohnung im 20. Bezirk einst als Zweijährige mit ihren Eltern eingezogen. Vor ein paar Jahren hat sie alles nochmals durchgestylt – "für die nächsten 30 Jahre".

"Wohnen ist ein zentrales Thema in meinem Leben. Für mich hat es sehr viel mit Stabilität und Nachhaltigkeit zu tun. Wenn ich mich wo wohlfühle, möchte ich dortbleiben. Das muss kein Eigentum sein. Ich bin eher ein Mietmensch, will gar kein Eigentum. Obwohl ich nicht gerne umziehe. Also eigentlich bin ich eh noch nie umgezogen.

Essplatz nach Art eines American Diner: Doris Molnar in ihrer Gemeindewohnung im 20. Bezirk.
Essplatz nach Art eines American Diner: Doris Molnar in ihrer Gemeindewohnung im 20. Bezirk.
Lisi Specht

In diese Gemeindewohnung im 20. Bezirk bin ich als Kleinkind mit meinen Eltern 1967 eingezogen. Nach Abschluss meiner Schulausbildung konnte ich mich entscheiden, ob ich in dieser Wohnung weiterhin wohnen bleibe oder ob ich in eine andere Wohnung ziehen möchte. Ich habe mich für den Verbleib entschieden, weil ich die Wohnung von der Lage in der Stadt her gut finde, die Wohnung warm und hell ist, die Fenster nach Osten und Süden gehen. Obwohl ich damals beruflich noch nicht mit Wohnen zu tun gehabt habe, war mir schon wichtig, dass ich eine Wohnung habe, die ich mir immer selbst leisten kann. Ich wollte nie von jemandem abhängig sein. Ich bin also Mitte der 1980er-Jahre in die ­Mietrechte meiner Eltern eingetreten und ­bewohne seither als Hauptmieterin diese 65 Quadratmeter. Die Wohnung ist sozusagen eine Konstante in meinem Leben.

Sie ist Kategorie A, die aktuelle Monatsmiete beträgt 508 Euro ohne Warmwasser und Heizung. Geheizt wird mit Fernwärme, es gibt aber hohe Leitungsverluste und dementsprechend hohe Heizkosten, die der Bau­substanz der 1960er-Jahre geschuldet sind. Am Fuß­boden gibt es einige Stellen, wo man die Abwärme der im Boden verlegten Heizungsrohre deutlich spürt. Und die Wohnungstrennwand zu den Nachbarwohnungen und zum Gang ist eine Ziegelwand, die im Winter fast wie eine moderne Niedertemperaturwandheizung funktioniert. Nur halt ungeplanterweise.

Doris Molnar sammelt Teddybären, auch aus ihrer Kindheit hat sie noch welche.
Doris Molnar sammelt Teddybären, auch aus ihrer Kindheit hat sie noch welche. Den stummen Diener hat sie aus einem Handtuchhalter und einem WC-Rollen-Halter gebaut.
Lisi Specht

Schon kurz nach der Übernahme habe ich – mit Zustimmung der Vermieterin – kleinere Umbauten gemacht und neu möbliert. Die Küche war weiß, die Wohnzimmermöbel schwarz, das Sofa bunt. Seit damals ist das Schlafzimmer etwas kleiner, dafür habe ich jetzt einen Schrankraum, in dem ich meine gesamte Kleidung – nach Farben sortiert – verstauen kann.

2018/19 habe ich dann aber noch einmal ­alles komplett neu möbliert, nach dem Motto: 'Einmal noch durchstylen für die nächsten 30 Jahre, dann hüpf ich ins Kistl.' Mein Essplatz sieht jetzt aus wie ein American Diner: zwei Bänke, ein Tisch, abgehängte Decke mit indirektem Licht und Platz für vier Personen, mehr sind wir meist ohnehin nicht. Wenn doch, dann kann man auch am Couchtisch essen, da gibt’s dann halt etwas anderes. An der Wand sind außerdem noch viele Magnete, Reisemitbringsel aus weiten Teilen der Welt.

Mein Homeoffice-Schreibtisch befindet sich jetzt wieder dort, wo er schon war, als ich noch ein Kind war. Hier ist auch Platz für meine Teddybärensammlung. Ein paar Bären sind fast so alt wie ich.

Das Schild im Bad stammt aus dem Einküchenhaus.
Das Schild im Bad stammt aus dem Einküchenhaus.
Lisi Specht

Die neue Möblierung hat durchaus einiges gekostet. Auch das winzige Waschbecken fürs Klo, allein dafür habe ich 400 Euro gezahlt. Ich habe es erst nach langem Suchen im Internet gefunden. Den stummen Diener im Schlafzimmer habe ich aus einem Handtuch- und einem WC-Rollen-Halter selbst designt.

Was geblieben ist, sind die Bodenfliesen und der Parkettboden sowie einige Deko­-Elemente mit Geschichte. Die alte Hausordnung und das Schild im Bad stammen aus einem Abbruchhaus beziehungsweise von einer Sanierungsbaustelle, nämlich dem sogenannten Einküchenhaus im 15. Bezirk.

Mein Wohntraum? Ich bin eine Stadtpflanze, würde es in Barcelona oder Rom, in Hongkong oder Bangkok auch aushalten. Mich hat auch Australien fasziniert, aber nicht unbedingt die bauliche Qualität dort. Nein, ich lebe nach wie vor sehr gerne hier in Wien, genieße die Annehmlichkeiten der Stadt. Danach komme ich zurück, in meinen Gemeindebau aus den 1960ern, mache die Wohnungstür zu und fühle mich zu Hause." (PROTOKOLL: Martin Putschögl, 2.1.2024)