Hedy Lamarr war eine österreichische Schauspielerin und Erfinderin. In Hollywood verkörperte sie ab den 1930er-Jahren für die MGM-Studios zahlreiche Hauptrollen und wurde auch für ihre Kopfbedeckungen, wozu auch Schleier gehörten, populär. Teilweise sollen auch mehrstöckige Hutkreationen darunter gewesen sein.

Ebendieser Hedy Lamarr wollte René Benkos Signa Holding nun an der Wiener Mariahilfer Straße ein Denkmal setzen, indem sie ihr geplantes Kaufhaus- und Hotelprojekt am einstigen Leiner-Standort nach der berühmten Wienerin benannte. Lamarr arbeitete schon während ihrer schauspielerischen Karriere auch als Erfinderin und konnte dabei unter anderem im Bereich der Funktechnik Erfolge vorweisen.

Hinter dem Bauzaun mit Hollywood-Referenzen stehen die Arbeiten mittlerweile so gut wie still.
Hinter dem Bauzaun mit Hollywood-Referenzen stehen die Arbeiten mittlerweile so gut wie still.
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Signa macht dem auserwählten Testimonial derzeit allerdings keine Ehre, herrscht dort doch seit Wochen Funkstille - nicht zuletzt über den Fortgang der Baustelle an der Mariahilfer Straße. Alles laufe nach Plan, hieß es noch vor relativ kurzer Zeit. Doch tatsächlich dürfte die Baustelle nun langsam zum Stillstand kommen. Darüber berichtete der ORF vor wenigen Tagen unter Berufung auf Anrainerinnen und Anrainer. Ebenso liegen dem STANDARD Hinweise vor, die darauf schließen lassen, dass die Bauarbeiten vorerst ein Ende finden.

Ohne Geld wird nicht gebaut

Aktuell laufen nur noch einige Aufräum- und Absicherungsarbeiten auf der Baustelle, viele Arbeiter sind nicht mehr zu sehen. Ab Freitag wird die Baustelle über Weihnachten zwar ohnehin für zwei Wochen plangemäß heruntergefahren. Dass es in der Mariahilfer Straße 10-18 ab 8. Jänner dann aber gleich wieder weitergeht, ist nach derzeitigem Stand mehr als fraglich. Ob im Lauf des Jahres 2024 also "in Spitzenzeiten mehr als 500 Trockenbauer, Bodenleger, Elektriker und viele andere Professionisten" an der Herstellung des Innenausbaus des Lamarr-Komplexes arbeiten werden, wie es noch im vergangenen Juni in einer Aussendung der Signa hieß, bleibt abzuwarten.

Weitergebaut werde dann, wenn offene Rechnungen bezahlt werden, erzählen Insider. Das sei zuletzt nicht mehr geschehen, und deshalb könnten nun auch einige am Bau beteiligte Unternehmen in die Bredouille geraten. Einen Generalunternehmer gibt es für die Großbaustelle nicht, sämtliche Ausschreibungen und Vergaben an die beteiligten Professionisten wurden von der Signa bzw. ihrer Projektgesellschaft, an der auch die thailändische Central Group zur Hälfte beteiligt ist, selbst gemacht. Informationen vonseiten des Unternehmens gab es seit der erwähnten Presseaussendung anlässlich der Dachgleiche Ende Juni keine mehr. Auch von der niederösterreichischen Firma, die die örtliche Bauaufsicht innehat, gibt es keine Infos: "Wir dürfen keinen Kommentar abgeben."

Sogar der rote Kran, der die Mariahilfer Straße seit dem Baustart vor zwei Jahren prägt, dürfte dem Vernehmen nach demnächst abgebaut werden, was ein rasches Wiederhochfahren der Baustelle verkomplizieren und sehr teuer machen dürfte.

Probleme mit der Fassade

Der Rohbau des Lamarr, das eigentlich Anfang 2025 eröffnet werden sollte, ist mittlerweile jedenfalls so gut wie fertig, als nächster Schritt hätte die Fassade vom deutschen Unternehmen Metallbau Früh mit Sitz in Baden-Württemberg kommen sollen. Doch bei den Glasfassadenteilen sei es zuletzt bereits zu Lieferverzögerungen gekommen, brachte der STANDARD in Erfahrung.

Geplant ist im Lamarr auch das Thompson Vienna, ein Hotel der Hyatt-Gruppe mit 148 Zimmern. Genau genommen soll es von einer gemeinsamen Firma von Signa, Hyatt und Central Group betrieben werden und Ende 2024 eröffnen. Es ist derzeit eher nicht davon auszugehen, dass der Termin halten wird. Eine Anfrage an die Pressestelle von Hyatt blieb bisher unbeantwortet.

Einen offiziellen Baustopp gibt es bisher nicht, allfällige Unterbrechungen wären auch nicht an die Baupolizei zu melden. Vier Jahre sind jedenfalls Zeit, das Projekt fertigzustellen - der Baustart war 2021, die Deadline wäre also 2025.

Eine dauerhafte Bauruine ist laut Branchenkennern trotz der schwierigen Vorzeichen sehr unwahrscheinlich, immerhin befindet sich das Lamarr an der Mariahilfer Straße und damit an einer der besten Adressen Wiens. Offen ist derzeit aber, wer hier weiterbaut - und wann. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 21.12.2023)

Video: Erste Gläubigerversammlung bei Signa Holding.
APA