Stifte mit Tierköpfen, Vogelhäuschen und Christbaumanhänger – allesamt aus Holz geschnitzt. Wer auf der Suche nach einem handgemachten Geschenk ist, ist bei Markus Rasser richtig. Seit 28 Jahren verkauft seine Familie in der Vorweihnachtszeit ihre Rauriser Holzkunst in Wien. Zuerst in den Ringstraßen-Galerien, seit 2017 im Einkaufszentrum The Mall in Wien-Mitte. Das meiste hat Rasser selbstgemacht, rund 70 Kripperln stellt der gelernte Tischler jedes Jahr her. Seit Beginn der Pandemie würden die Menschen nicht mehr so viel Geld ausgeben, lieber kleinere Stücke kaufen, sagt der Salzburger, "aber ich bin zufrieden mit dem Geschäft".

Holzkunst The Mall
Markus Rasser verkauft jedes Jahr in der Mall in Wien-Mitte seine Rauriser Holzkunst.
Fotos: Lukas Friesenbichler

Nicht weit von Markus Rassers Kripperln entfernt hat in der Mall vor kurzem die X-Mas Oase von Kitsch Bitch eröffnet – eine kleine, temporäre Geschäftsfläche inmitten des Trubels, in der nachhaltige Mode, Beautyprodukte, Schmuck und allerlei Krimskrams junger Labels angeboten werden. Man habe sich viele Optionen für den Standort direkt vor dem Interspar durchüberlegt, erklärt Elisabeth Fixl, Marketingchefin der Mall, letztendlich habe man sich aber für "besondere Sachen, alles auf einem Fleck" entschieden, so würden sich die Menschen in der stressigen Zeit Wege sparen. Das Konzept scheint aufzugehen: Die X-Mas Oase gibt es heuer zum fünften Mal – und am 23. Dezember seien die jetzt noch prall gefüllten Regale leer, sagt Vivien Sakura Brandl von Kitsch Bitch. Bis dahin wird es auch mit der Weihnachtsmusik im Hintergrund klappen – kurz nach der Eröffnung fehlte dafür noch der richtige Stecker.

X-Mas Oase Kitsch Bitsch The Mall
In der X-Mas Oase von Kitsch Bitch gibt es nachhaltige Kleidung, Beautyprodukte und allerhand Krimskrams.
Bureau Kies

Der Dezember ist Hochsaison in allen Einkaufszentren. Um die Kundschaft in die richtige Stimmung zu versetzen und frischen Wind in die Shoppingcenter zu bringen, gibt es mittlerweile vielerorts Weihnachtsmärkte und Pop-ups auf freien Flächen und in leerstehenden Geschäftslokalen.

Prozentuell habe der Leerstand zwar bisher noch nicht groß zugenommen, sagt der Handelsexperte Hannes Lindner vom Beratungsunternehmen Standort + Markt, weil zuletzt hauptsächlich kleinere Händler in die Pleite gerutscht sind. Diese kleinen Flächen werden aber stark wahrgenommen – besonders dann, wenn der Leerstand mit heruntergelassenen Rollläden einhergeht. Auf Nachfrage will man in Einkaufszentren freilich nichts von wachsenden Leerständen wissen – häufig würden Flächen nur vorübergehend leerstehen, weil Marken innerhalb der Malls umziehen, wird betont.

Weihnachten seit November

Im größten Shoppingcenter des Landes, der Shopping City Süd in Vösendorf bei Wien, gibt es auf einer Geschäftsfläche im ersten Stock ein Geschäft nur für die Weihnachtszeit. Hier hat das aus der Slowakei stammende Unternehmen Christmas Home seine Türen geöffnet. Schon seit Anfang November ist hier Weihnachten. Es gibt Plastikchristbäume – wahlweise mit Kunstschnee angezuckert oder quasi natürlich –, Plastikschneemänner, Engel und Jesusfiguren, Christbaumkugeln und Lichterketten.

Die poppige Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern wird nur übertönt vom Piepsen des Scans bei der Kassa. Um kurz nach zehn Uhr vormittags steht schon eine Schlange an, und im Endspurt vor Weihnachten dürfte der Trubel trotzdem noch einmal ordentlich zulegen.

Was bei der Kundschaft auffällt: Hier kaufen vor allem nicht mehr ganz junge Paare ein, die verklärt lächeln, wenn sie die Weihnachtsdeko im Schaufenster erblicken. "Ein Christkind-Shop", ruft etwa ein Mann verzückt und zieht seine Frau ins Geschäft. Manche zücken beim Anblick des Weihnachtswahnsinns auch gleich einmal ihr Handy und verewigen ihn. Die Körbe, die neben dem Eingang für gezieltes Shopping bereitstehen, werden meist stehen gelassen.

"Wir schauen nur", erklärt ein Paar – die Frau hält aber bereits glitzernde Teelichter in der Hand, wenig später kommt noch ein weihnachtlich gekleideter Schneemann dazu. Dann steuern die beiden auf eine Regalreihe mit zuckerlrosa Weihnachtsdeko zu. Da komme man schon in Weihnachtsstimmung, sagen sie.

Viele würden bei den Plastikweihnachtsbäumen in allen Größen zuschlagen, heißt es im Geschäft, oft würden diese gleich mit den Kugeln, mit denen sie im Geschäft dekoriert werden, gekauft. Einige der Lichterketten sind bereits ausverkauft, Elektrokerzen gibt es auch keine, wird einer Kundin erklärt – sie wird wenig später dennoch fündig und stellt sich mit einer kleinen Figur in die Schlange vor der Kassa an.

Christmas Home Shopping City Süd
In der Shopping City Süd werden Dekofans bei Christmas Home fündig.
Zoidl

Eine andere Kundin kann sich noch an den Bau der SCS in den 1970er-Jahren erinnern. Wie sich das Einkaufszentrum heute präsentiert – hell und weihnachtlich –, gefällt ihr ausgesprochen gut, erzählt sie, während vier weihnachtliche Holzfigürchen in Papier eingeschlagen werden.

In umbaubedingten Leerständen gibt es auch in den Zentren der SES – Gerngross, Huma Eleven und Q19 – gelegentlich Pop-up-Stores oder auch Einpackstationen, bei denen man Geschenke gegen eine Spende für einen wohltätigen Zweck verpacken lassen oder selbst Hand anlegen kann. Laut Christoph Andexlinger von SES verstehe man die Pop-up-Stores nicht als Lückenfüller, sondern als Chance, Neues oder Besonderes zu bringen.

Die meisten dieser Stände würden auf den allgemeinen Flächen der Malls unterkommen, heißt es weiter. Seit 2016 seien Pop-ups laut SES stark im Trend, weil immer mehr Start-ups und Unternehmen den Wert der hohen Frequenzen in den Shoppingmalls erkennen.

Das nächste Jahr kommt bestimmt

So auch Markus Rasser mit seiner Holzkunst. Wer – so wie er – jedes Jahr zu Weihnachten sein Hauptgeschäft macht, muss mit den Vorbereitungen früh beginnen. "Ich starte im Jänner, dann bin ich noch in der richtigen Stimmung. Im Sommer habe ich meist keine Lust auf Kripperlschnitzen", sagt er.

Die Shops von Christmas Home, die es auch in der Millennium City, im Donauzentrum und in Parndorf gibt, sind noch bis 31. Dezember geöffnet. Nach Weihnachten startet der Abverkauf für jene, die von Weihnachten noch immer nicht genug haben. Danach werden die übriggebliebenen Glaskugeln, Christbaumsterne und Weihnachtstassen weggeräumt und für das kommende Jahr eingelagert. Denn das nächste Weihnachten kommt bestimmt. (Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 6.12.2023)