Aktuell wohnt Otto Wiesenthal in Dornbach am Rande der Stadt – noch. Denn der nächste Umzug ist bereits in Planung.

"Ich habe zwar eine Rot-Grün-Farbblindheit, was übrigens angeblich sieben Prozent aller Männer betrifft, aber abgesehen davon liebe ich Farben! Das macht sich nicht nur in meiner Kleidung bemerkbar, sondern auch in meinen Möbeln und in den Kunstwerken, die mich umgeben. Das Bild hinter mir stammt von der Kärntner Künstlerin Lisa Huber und begleitet mich nun schon seit circa 25 Jahren. Kunst findet man bei mir überall, in jedem Zimmer. Am Klo beispielsweise hängt eine Zeichnung von Franz Ringel, das war das allererste Kunstwerk, das ich mir mit 19 Jahren gekauft habe – mit meinem allerersten Gehalt, um 1000 Schilling damals.

Otto Wiesenthal
"Immer im Zustand eines geistigen Nomaden": Otto Wiesenthal in seiner Wohnung im Westen Wiens.
Lisi Specht

Wichtig ist mir auch die richtige Beleuchtung. Was ich nicht schon an schönen Räumen gesehen habe in meinem Leben! An wunderschönen Räumen, die am Ende jedoch – leider – durch das falsche Licht komplett kaputtgemacht wurden. Wie schade! Hier über dem Esstisch hängt eine Artischocke von Louis Poulsen, ein richtig schöner Klassiker des 20. Jahrhunderts. Zur ultimativen Schönheit braucht man natürlich auch noch Blumen, in diesem Fall einen Strauß Tulpen. All diese Elemente findet man auch in meinem Hotel wieder, im Altstadt Vienna: Licht, Farbe, Kunst, Blumen, Schönheit, Designklassiker und jede Menge bunter Experimente.

Wohnung Otto Wiesenthal
Das persönliche Hab und Gut sollte "in einen Citroën 2CV passen", meint Otto Wiesenthal.
Lisi Specht

Ich bin in meinem Leben wahrscheinlich schon an die 20-mal übersiedelt. Man könnte nun darüber philosophieren und psychologisieren, warum das so ist, jedenfalls hatte ich eine schwere Kindheit und war immer auf der Suche nach dem perfekten Zuhause, nach dem perfekten Ort im Leben, den es natürlich nicht gibt – und den ich bis heute nicht gefunden habe. Ich denke, dass mich diese Unruhe bis heute antreibt und mich ständig von A nach B führt, immer auf der Suche, immer im Zustand eines geistigen Nomaden. Das viele Übersiedeln jedenfalls hat dazu geführt, dass ich – bis auf die Möbel – eigentlich recht wenig besitze. Ich war immer der Meinung, dass das persönliche Hab und Gut in einen Citroën 2CV passen muss. Mein erster 2CV war übrigens beige.

Wohnung Otto Wiesenthal
Zur ultimativen Schönheit braucht man auch Blumen, findet Wiesenthal.
Lisi Specht

Bis auf ganz wenige Ausnahmen habe ich bislang immer nur zur Miete gewohnt. Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger des Mietmodells, denn ich stamme aus einer Familie, die bewiesen hat, dass Besitz immer auch zu großen Streitigkeiten führt. Eine Zeitlang habe ich im Hochhaus in der Herrengasse gewohnt, eine wunderbare Wohnung, doch dann wollten die Eigentümer nach zehn Jahren, als der Mietvertrag auslief, die Miete verdoppeln, da hat’s mir gereicht. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Favoriten bin ich nun hier gelandet, am Stadtrand von Wien, in Dornbach, in den Ausläufern des Wienerwalds.

Wohnung Otto Wiesenthal
Sein eigentliches, emotionales Zuhause sei sein Hotel Altstadt Vienna, erklärt Wiesenthal.
Lisi Specht

Ich fühle mich wohl hier, also zumindest einigermaßen, denn mein eigentliches emotionales Zuhause ist und bleibt mein Hotel Altstadt Vienna. Es ist ein Hotel, das 1991 in ein bewohntes, gründerzeitliches Zinshaus implementiert wurde, damals mit 24 Zimmern, und seitdem kontinuierlich erweitert, ausgebaut und von Architektinnen und Designern ausgestaltet wurde. Ich möchte, dass sich die Menschen hier wohlfühlen und ausbreiten können, dass sie ein Stück Wien am eigenen Leib erleben können. Das gilt übrigens auch für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – auch für sie wollte ich einen Platz zum Wohlfühlen schaffen.

Wohnung Otto Wiesenthal
Bisher hat er meist zur Miete gewohnt. Aus der aktuellen Wohnung in Dornbach wird er wohl bald wieder wegziehen – "so will es die Tradition".
Lisi Specht

Auch hier zu Hause empfange und bekoche ich gerne Gäste. Im Sommer ist der Swimmingpool ein weiteres Highlight. Aber ich werde hier bald wieder wegziehen, so will es die Tradition. Der Grund nämlich ist: Ich bin ein Sonnenmensch, angewiesen auf Vitamin D, doch in diesem Haus fällt die Sonne nur in den Morgenstunden herein. Das ist mir zu wenig. Ohne Sonne neige ich zu Depressionen. Mein nächster Wohnort wird ein Zuhause mit viel Tageslicht und Blick auf die Wiener Dachlandschaft sein. Wo? Keine Ahnung! Das wird sich weisen. Wie lange ich dort bleiben werde? Oh, auch das ist ungewiss!" (Wojciech Czaja, 13.11.2023)