Die Wiener Künstlerin Monika Hubmann wohnt mit ihrer Teilzeit-Hündin Fanny und der Kräuseljagdspinne Susi im fünften Bezirk, wo sie den Balkon so schätzt, dass sie gar nicht mehr wegwill.

"Ich hab 1973 mit meinem damaligen Freund, der später mein Mann wurde, auf 28 Quadratmetern beim Meiselmarkt im 15. Bezirk gelebt. Ich hab’s geliebt, nur Platz hatten wir keinen. Also bin ich eines Tages losgezogen und hab um ein Gemeindeatelier angesucht – damals durfte man in diesen Ateliers auch noch wohnen, das wird heute nur noch bei alten Verträgen geduldet.

Monika Hubmann lebt seit langem im Gemeindebau. Die Hündin Fanny teilt sie sich mit ihrer Tochter.
Monika Hubmann lebt seit langem im Gemeindebau. Die Hündin Fanny teilt sie sich mit ihrer Tochter.
Lisi Specht

Als der Zuständige vom Bezirk vorbeikam, um sich anzuschauen, wie wir wohnen, hab ich recht viel hergeräumt – die Dunkelkammer, alle Zeichnungen, und die Wäsche hab ich auch aufgehängt. Der ist nicht mal bei der Tür reingekommen. Dann bin ich ihm noch wochenlang ordentlich auf die Nerven gegangen, bis er einen Ordner aus dem Regal gezogen hat und gesagt hat: ‚Könnt ihr euch das leisten?‘

So sind wir in diesem Gemeindebau auf Stiege 2 gelandet. Damals hat hier noch niemand gewohnt, das war alles ganz neu, und ich hab bei der Besichtigung aus dem Fenster geschaut, den Balkon hier herüben auf Stiege 1 gesehen und gesagt: ‚Ist die Wohnung auch noch frei?‘ Also sind wir die Stiegen runter und die Stiegen rauf und hier gestanden. So bin ich zu meinem Balkon gekommen. Ich liebe ihn heiß, so wie die ganze Wohnung.

Manchmal muss sich Hündin Fanny über eine Wespe in der Wohnung ärgern.
Manchmal muss sich Hündin Fanny über eine Wespe in der Wohnung ärgern.
Lisi Specht

Wir sind mit fünf Kisten eingezogen. Ich hab hier nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet. Das Bad war 20 Jahre lang meine Dunkelkammer, ich hatte eine Werkbank mit Hobel hier herinnen stehen, der Boden war irgendwann natürlich völlig eingesaut. Ein paar Jahre nach unserem Einzug konnten wir noch einen angrenzenden Trockenraum dazumieten, insgesamt lebe ich seither auf 78 Quadratmetern.

Die Wohnung hat schon viele verschiedene Stationen durchgemacht. 2006 hab ich sie mit allem, was ich hatte, totalrenoviert – von den Leitungen über Heizkörper und Böden bis hin zu Küche und Bad. Meine gesamte Einrichtung ist ein Mischmasch. Manche Dinge habe ich im Tausch gegen meine Kunst erhalten, manches ist von Ikea, manches ganz alt. Aber alles hat eine Geschichte. So wie der Esstisch, meine Kommandozentrale, auf dem meist Artikel liegen, die ich noch lesen muss, und stapelweise Bücher. Die Tischplatte ist eine 200 Jahre alte, wunderschöne Ahornplatte, die lange in einem Geschäft als Packtisch gedient hat und bei einer Renovierung entsorgt worden wäre. Ich hab sie mir geschnappt und vom Tischler ein Untergestell dazubauen lassen.

Die Wohnung wurde 2006 totalrenoviert. Die Sofas wollte Monika Hubmann schon so manches Mal loswerden.
Die Wohnung wurde 2006 totalrenoviert. Die Sofas wollte Monika Hubmann schon so manches Mal loswerden.
Lisi Specht

Am wichtigsten ist mir, dass meine Bilder gut hängen, auch wenn nicht wahnsinnig viel Platz ist. Ich tausche sie auch immer wieder, dadurch verändert sich der Raum. Bei mir stehen alle Möbel auf Filzgleitern, damit ich herumrücken kann. Manchmal möchte ich auch auf einmal alles raushauen. Die Sofas zum Beispiel, die ich nur selten nutze. Aber dann ist es mir wieder zu umständlich und zu deppert. Dahinter ist so viel Kramuri versteckt – und was mach ich damit? Überhaupt ist meine Wohnphilosophie: Ja nicht zu viel putzen, weil da ist schad um die Zeit.

Ich möchte nicht mehr raus aus der Stadt. Das war mir vom ersten Augenblick an völlig klar, als ich hier als junges Mädchen aus Kärnten ankam. Wenn ich im Lotto gewinnen würd, ich würd das Geld verschenken und meiner Tochter geben. Ich würd hier sicher nicht weggehen, weil ich die Wohnung so gern hab.

Der Esstisch mit seiner 200 Jahre alter Tischplatte ist Monika Hubmanns Kommandozentrale.
Der Esstisch mit seiner 200 Jahre alter Tischplatte ist Monika Hubmanns Kommandozentrale.
Lisi Specht

Und vor allem den Balkon: Die Terrasse ist klein, aber von Veitschi und anderen Pflanzen völlig überwuchert. Ich habe hier im Sommer ganz viele unterschiedliche Tiere – Holzbienen, Libellen, unterschiedliche Vogelarten, Kleininsekten und Wespen ohne Ende. Alles kein Problem für mich, nur meine Hündin, die Fanny, ärgert sich manchmal über die Wespen.

Und natürlich gibt es auch viele Spinnen. Wenn sich im Herbst die eine oder andere in der Wohnung breitmacht: kein Problem. Grad gestern erst hab ich im Schlafzimmer eine ganz große gesehen. Dafür hab ich keine Fruchtfliegen, keine Gelsen und keine Motten. Die holt sich alle die Susi – eine Kräuseljagdspinne im Eck. Angst hab ich keine vor ihnen, aber wenn so eine Spinne vor mir hockt, nehm ich schon Haltung an." (18.9.2023)