Hand bröselt Feta über einen Wassermelonensalat
Manche Lebensmittel sollen kühlend auf den Organismus wirken. Das dürfte in erster Linie daran liegen, dass sie einen hohen Wasseranteil haben. Ideale Kombi an heißen Tagen: Wassermelone und Feta.
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Derzeit ist es draußen entweder heiß oder schwül – oder es ist gleichzeitig heiß und schwül. Und vielen schlägt dieses Wetter durchaus auf den Magen. Isst man Gebackenes oder Gebratenes, womöglich noch mit Soße, liegt es schwer im Magen, man bekommt außerdem regelrechte Schweißausbrüche, weil der Körper so intensiv arbeiten muss. Isst man nur ganz wenig, weil man durch die Hitze keinen Hunger hat, rächt sich das mit zu wenig Energie und oft auch mit flauem Magen. Tatsächlich wird es manchmal wirklich zur Herausforderung, im Hochsommer die für einen selbst idealen Gerichte zu finden.

Immer wieder hört man dann die Empfehlung, zu kühlenden Lebensmitteln zu greifen – denn die sollen den Körper eben von innen kühlen, statt ihn bei der Verarbeitung noch weiter aufzuheizen. Das Konzept der kühlenden Lebensmittel existiert sowohl in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als auch im indischen Ayurveda, zwei ganzheitlich ausgerichteten komplementären Medizinsystemen. Hier werden etwa Tofu, Joghurt, Buttermilch, Pilze, Melanzani, Salat, Spinat, Tomaten, Erdbeeren, Wassermelone oder auch Eiscreme empfohlen. Und auch scharfe Gewürze wie etwa Chili sollen laut diesem Konzept eine abkühlende Wirkung haben.

Auf Basis von Wasser

Auf wissenschaftlich überprüfter Evidenz beruht all das natürlich nicht, diese Empfehlungen basieren auf jahrhundertealten Erfahrungswerten. Einige davon sind aber durchaus nachvollziehbar. In erster Linie zeichnen sich diese Lebensmittel dadurch aus, dass sie einen hohen Wasseranteil haben. Gurken zum Beispiel bestehen sogar zu 95 Prozent aus Wasser, Wassermelonen haben einen ähnlichen hohen Anteil an Flüssigkeit. "All diese kühlenden Lebensmittel haben einen hohen Gehalt an Flüssigkeit, sie sind leicht verdaulich, und sie haben auch einen gewissen Gehalt an Bitterstoffen", weiß die Ernährungswissenschafterin Ursula Pabst.

Es gibt aber auch Inhaltsstoffe, die einen kühlenden Geschmack vermitteln. "Dazu gehört Minze, wegen des darin enthaltenen Menthols. Und auch Kokosöl wirkt im Mund kühlend", erklärt Pabst weiter. All jene wasserreichen Obst- und Gemüsesorten wie Salate, Melone, Tomaten, Gurke, Ananas oder verschiedene Beeren, zu denen viele ohnehin intuitiv greifen bei heißen Temperaturen, tun uns also tatsächlich gut.

Und auch die Zubereitung und Würzung der Speisen ist relevant, betont die Expertin: "Gedünstetes und Rohes wirkt kühlender als Gebratenes oder Gegrilltes." Schwere Kost mit viel Fett dagegen heizt sogar noch innerlich ein. "Am besten würzt man beim Kochen mild und mit vielen Kräutern wie Dill, Basilikum, Minze oder Salbei."

Kühlende Schärfe

Einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Kühlungstipp hat Ernährungswissenschafter Uwe Knop. Er empfiehlt allen, die gerne scharf essen, Chili: "Das darin enthaltene Capsaicin wirkt auf die Hitzerezeptoren im Mund, diese melden dem Gehirn, dass im Mund eine Hitzequelle ist. Dadurch wird eine innere Kühlreaktion in Gang gesetzt, die diese Phantomhitze ausgleichen soll." Das heißt, Chili bringt einen erst einmal ins Schwitzen, aber der daraus resultierende Schweißausbruch kühlt den Körper dann ab.

Was am Ende als kühlend empfunden wird, ist ganz individuell, es gibt auch keine Regeln, was man essen darf und was nicht. Wer Lust auf Schweinsbraten oder Freibad-Pommes hat, darf auch da gerne zugreifen. Zumindest wenn einem von den Pommes heiß wird, kann man gleich ins kühle Nass abtauchen. Insgesamt sollte man darauf achten, dass man sich körperlich wohlfühlt. Die Hitze ist schon anstrengend genug für den Stoffwechsel, Essen sollte womöglich auftretende Übelkeit oder anderes Unwohlsein nicht noch verstärken.

Uneingeschränkt empfehlen kann Ernährungswissenschafterin Yasmin Eder die klassischen Sommersalate. Die haben auch noch den Vorteil, dass die darin verarbeiteten Gemüse- und Obstsorten in der heißen Jahreszeit Saison haben und deshalb umso besser schmecken. Will man halbwegs kühlen Kopf und Körper bewahren, setzt man am besten auf eine Mischung aus Maßnahmen: ausreichend trinken, am besten Wasser, eventuell aromatisiert mit Kräutern, Gurke oder Zitrone, und ungesüßte Tees. Außerdem greift man zu heller, luftiger Kleidung, das vermeidet übermäßige Sonneneinstrahlung und Hitze – außer man ist gerade im Freibad oder am See und der nächste Sprung ins Wasser ist nur ein paar Schritte entfernt. (Pia Kruckenhauser, 18.7.2023)