Kleine Apartments, Gemeinschaftsflächen, Fitnessräume, Waschküche, Co-Working-Bereiche und Küchen für gemeinsames Kochen – so oder so ähnlich sehen viele Projekte aus, die unter dem Stichwort Kurzzeitwohnen laufen. Die Wohnungen selbst sind möbliert und können meist ab 800 Euro aufwärts pro Monat gemietet werden. Viele diese Objekte stehen aber auch für kürzere Aufenthalte zur Verfügung.

Schon seit einiger Zeit werden jährlich auch in Wien zahlreiche solcher Wohnungen neu errichtet, und der Trend setzt sich fort. Gleich 1000 servicierte Einheiten will der Immobilienentwickler und bald auch Betreiber C&P im Zuge seines Projekts "The Port" in den nächsten Jahren in Wien auf den Markt bringen. Ein erstes Projekt mit 300 dieser Wohnungen soll bis 2026 eröffnen. Danach werden unter der Marke in Berlin 1600 Einheiten entstehen, weitere Städte folgen.

The Port Serviced Apartment
Ab etwa 800 Euro pro Monat sind Kurzzeitapartments zu haben - oder ab 80 bis 100 Euro pro Nacht.
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Vor allem Expats seien die Zielgruppe, hieß es früher immer. Also Menschen, die von ihren Unternehmen im Ausland für einige Wochen bis Monate nach Wien geschickt werden und vorübergehend eine Bleibe suchen, die sie nicht groß einrichten möchten. Oder auch Menschen aus den Bundesländern, die nur während der Woche in Wien leben und arbeiten.

Doch nimmt die Anzahl dieser Menschen tatsächlich weiterhin so rapide zu? Wer lebt in diesen Wohnungen, und wie hoch ist die Auslastung in den vielen Apartments der Stadt? Schon vor einigen Jahren waren Stimmen aus der Branche zu hören, wonach eine Marktsättigung langsam erreicht sei. Dem wird nun allerdings vehement widersprochen.

Etwa Studierende würden seit der Corona-Pandemie flexibler leben, sagt Sina Nikolussi vom Anbieter Room4rent: "Sie gehen für einige Monate in ein Land, und dann ziehen sie weiter." Bei Room4rent gibt es fast tausend Apartments zwischen 20 und 70 Quadratmeter, die ab zwei Monaten bis zu zwei Jahren gemietet werden können. Das günstigste Zimmer kommt auf 680 Euro monatlich.

Neben Studierenden und jenen, die beruflich nach Wien kommen und teilweise ihre Familien mitbringen, seien es auch Österreicherinnen, die das Angebot nutzen, etwa nach einer Trennung oder während ihre Wohnung renoviert wird.

the port gemeinschaftsflächen
So sollen die Gemeinschaftsflächen im Projekt "The Port" einmal aussehen.
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Zudem hätten sich vor allem bei jungen Menschen die Wohnbedürfnisse zunehmend verändert, sagt Michael Widmann vom Beratungsunternehmen PKF, der bei der Entwicklung von The Port beteiligt war: "Viele wollen nicht mehr das Häusl auf dem Land, im Stau stehen. Natürlich gibt es wirtschaftlichen Druck, aber auch viele andere, neue Lebensentwürfe." Vor allem für Menschen, die sich noch nicht entscheiden können, wie und wo sie einmal leben möchten, seien Kurzzeitapartments eine Alternative.

Das bestätigt auch Nikolussi und berichtet von jungen Menschen, die innerhalb Wiens alle paar Monate in einen neuen Bezirk umziehen, um die Gegend und das Leben dort kennenzulernen. "Diese Menschen sind sehr minimalistisch, haben oft nur einen Koffer und eine Kiste mit persönlichen Gegenständen dabei, aber sie sind glücklich, es reicht für sie zum Leben."

Viele dieser Menschen würden sich auch nach ungezwungenem Austausch sehnen – wie früher im Studentenwohnheim, sagt Widmann. Ein weiterer Vorteil sind die zusätzlichen Services, etwa dass die Wohnung auf Wunsch gereinigt wird oder man sich die Wäsche waschen und bügeln lassen kann. Viele störe auch die kleinere Wohnfläche nicht, weil man dann auch weniger putzen müsse.

Neue Lebensentwürfe

Bei The Port gibt es Serviced Apartments, die Hotelzimmern ähneln, aber auch Co-Living-Wohnungen mit eigener Küche. Dazu kommen Flächen, die mit einigen Mitbewohnerinnen, mit dem ganzen Haus oder mit der Öffentlichkeit geteilt werden. Die Apartments werden zwischen 18 und 35 Quadratmeter groß sein und in einer Modulbauweise entwickelt, die vom Büro Innocad entwickelt wurde. Jede Einheit ist genau 3,10 Meter breit. Werden drei Module zusammengeschlossen, sei auch eine Wohnungsgröße von 70 Quadratmetern möglich. Pro Nacht kostet ein Apartment ab 80 bis 100 Euro, pro Monat beginnen die Preise bei rund 800 Euro – variieren aber je nach Standort.

Mit der Option, die Wohnungen auch pro Nacht zu buchen, fischen viele Anbieter von Services Apartments im Teich der klassischen Hotels. Das sei laut dem Hotelexperten Martin Schaffer vom Beratungsunternehmen MRP Hotels auch der Hauptgrund dafür, dass die Sparte weiterhin so stark wachse. Schaffer sieht die Vorteile dieser "neuen Klasse der Hotellerie" vor allem in den günstigeren Preisen, die dadurch erzielt werden können, dass Entwickler – anders als im klassischen Hotel – keine Restaurants, Seminarräume, Küchen oder großen Lobbys errichten müssen und Betreiber Personalkosten einsparen können.

Wer im Serviced Apartment anstatt im Hotel absteigt, sei flexibler und habe mehr Privatsphäre, ergänzt Laura Holzheimer vom Immobiliendienstleister CBRE. 980 Einheiten würden noch dieses Jahr fertiggestellt, rund 400 sollen es im nächsten Jahr sein. Was die Auslastung der Apartments angeht, halten sich die Betreiber bedeckt. Während der Pandemie, als die Hotels geschlossen waren, haben viele jedoch von stabilen Zahlen berichtet. Und bis jetzt dürfte sich daran nicht viel geändert haben. Was neue Projekte angeht, gebe es noch Luft nach oben, sagt Holzheimer. Vor allem auch deshalb, weil die Bedürfnisse der wohnungssuchenden Menschen sich weiterhin ständig verändern. (Bernadette Redl, 26.7.2023)